Wertebasiertes ESG
Unternehmensethik im 21. Jahrhundert

5. Warum ESG wirkungsvoll ist

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Die vorgenannten SDGs der Agenda 2023 sind nicht rechtlich bindend, sondern lediglich ein Aufruf an alle Länder, Unternehmen und Stakeholder, sich gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Die Umsetzung der SDGs liegt in der Verantwortung der nationalen Regierungen, die entsprechende Politik und Maßnahmen ergreifen sollen, um die Ziele zu erreichen. Unternehmen und Organisationen sind dabei aufgefordert, sich an den SDGs zu orientieren und ihre Geschäftspraktiken und Investitionen im Einklang mit den Zielen auszurichten.

ESG hingegen bezieht sich auf die konkrete Integration von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsaspekten in Unternehmen und Investitionen. Es ist damit eine unternehmerische Strategie, bei der Nachhaltigkeitskriterien in Geschäftsentscheidungen einbezogen werden, um langfristige Werte zu schaffen und Risiken zu minimieren.

ESG-Ansätze haben in den letzten Jahren gerade deswegen an Bedeutung gewonnen, da Investoren und Finanzinstitute erkannt haben, dass nicht-finanzielle Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die finanzielle Performance und den langfristigen Erfolg eines Unternehmens haben.

Die ESG-Bewertung von Unternehmen dient Investoren als Instrument, um das Nachhaltigkeitsprofil eines Unternehmens zu bewerten und zu entscheiden, ob es ihren ESG-Kriterien entspricht.

Der wesentliche Unterschied zwischen SDGs und ESG besteht darin, dass die SDGs breite globale Ziele sind, die von den Vereinten Nationen festgelegt wurden und auf eine nachhaltige Entwicklung der gesamten Welt abzielen.

ESG hingegen ist eine unternehmerische Strategie, die von Unternehmen und Investoren aufgegriffen wird, um Nachhaltigkeitskriterien in ihre Geschäftspraktiken einzubinden und langfristigen Wert zu schaffen.

Die SDGs stellen eine gemeinsame Vision für die Welt dar, die Verantwortung für die Umsetzung liegt bei den Ländern und Unternehmen, die entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen. ESG hingegen ist eine unternehmerische Initiative, bei der Unternehmen selbst die Verantwortung übernehmen, nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Handeln zu fördern.

ESG ist eine Art Rating, das Unternehmen und deren Nachhaltigkeits- und Verantwortungsbewusstseinsleistung bewertet. ESG-Ratings werden von verschiedenen Agenturen, Forschungsunternehmen und Finanzinstituten durchgeführt. Diese Unternehmen sammeln und analysieren Daten zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren, um die ESG-Performance eines Unternehmens zu bewerten.

Der Prozess der ESG-Ratings kann je nach Ratingagentur variieren, folgt aber allgemein ähnlichen Schritten:

5.1 Datensammlung

Die Ratingagentur sammelt relevante Informationen und Daten über das Unternehmen, seine Geschäftspraktiken und seine Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung. Die Daten können aus verschiedenen Quellen stammen, einschließlich Unternehmensberichten, öffentlich zugänglichen Informationen, Behördenmeldungen, Medienquellen und ESG-Datenbanken.

5.2 Analyse und Bewertung

Die gesammelten Daten werden analysiert und anhand vordefinierter ESG-Kriterien bewertet. Diese Kriterien können je nach Ratingagentur variieren, können aber Umweltaspekte wie CO2-Emissionen, Wasserverbrauch und Abfallmanagement, soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und Gemeinwohl, sowie Governance-Faktoren wie Transparenz, Unternehmensführung und ethische Standards umfassen.

5.3 Gewichtung und Scoring

Die Bewertung der ESG-Faktoren erfolgt in der Regel durch eine Gewichtung und Skalierung der Kriterien. Je nach Bedeutung eines ESG-Faktors für die Bewertung wird ihm ein entsprechender Wert zugeordnet. Die aggregierten ESG-Werte werden dann in einem Scoring-System dargestellt.

5.4 Benchmarking und Vergleich

Das bewertete Unternehmen wird mit seinen Branchenkollegen und/oder anderen Unternehmen verglichen, um eine relative ESG-Performance zu ermitteln. Dies ermöglicht es Investoren und anderen Interessengruppen, die ESG-Performance eines Unternehmens im Vergleich zu anderen zu verstehen.

5.5 Berichterstattung und Veröffentlichung

Die Ergebnisse des ESG-Ratings werden in der Regel in Form von Berichten oder Ratingscores veröffentlicht. Diese Informationen stehen Investoren, Kunden und anderen Interessengruppen zur Verfügung, um fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Investitionen oder Zusammenarbeit entsprechend auszurichten.

Wie andere Finanzratings sind ESG-Ratings nicht einheitlich aufgebaut. So können Ratingagenturen unterschiedliche Bewertungen für dasselbe Unternehmen liefern. Die zunehmende Verbreitung von ESG-Ratings hat jedoch dazu beigetragen, dass Unternehmen und Investoren sich stärker auf Nachhaltigkeits- und Verantwortungsbewusstseinsfaktoren konzentrieren, um eine langfristige Wertsteigerung zu erreichen und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

Es gibt bisweilen noch keine eindeutige Antwort auf die Frage, welcher Standard der Ratings am besten ist, da die Bewertungskriterien und Methoden je nach Ratingagentur variieren und von den spezifischen Zielen und Anforderungen der Anleger, Unternehmen oder anderen Interessengruppen abhängen. Es gibt jedoch einige etablierte Ratingstandards und -rahmenwerke, die häufig verwendet werden und von Investoren und Unternehmen als zuverlässig angesehen werden. Einige der bekanntesten und weitverbreitetsten ESG-Ratingstandards und -rahmenwerke wollen wir hier beispielhaft aufführen:

Sustainalytics

Eines der führenden Unternehmen im Bereich der ESG-Ratings und -Analysen. Es verwendet eine breite Palette von ESG-Kriterien und verfolgt einen Bottom-up-Ansatz, um die ESG-Performance von Unternehmen zu bewerten.

MSCI ESG Ratings

Ein weltweit anerkannter Anbieter von ESG-Ratings und -Analysen. MSCI bewertet Unternehmen auf der Grundlage von über 1.000 ESG-Kriterien und bietet eine breite Abdeckung von Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen.

S&P Global (früher: RobecoSAM)

Hat lange Zeit den Dow Jones Sustainability Index erstellt und war auf Nachhaltigkeitsbewertungen spezialisiert. Seit der Übernahme durch S&P Global ist RobecoSAM nun Teil der ESG-Bewertungsdienstleistungen von S&P Global.

FTSE4Good

Ein Index, der Unternehmen aufführt, die bestimmte ESG-Kriterien erfüllen. Die ESG-Ratings basieren auf einem jährlichen Überprüfungsprozess.

CDP

(Carbon Disclosure Project): Bewertet Unternehmen hinsichtlich ihrer Klima- und Umweltdaten sowie ihrer Strategien zur Bewältigung des Klimawandels und der Umweltauswirkungen.

Kein einzelner Standard (Rahmenwerk, Kriterienkatalog, Gewichtungen etc.) kann als „bester“ angesehen werden, da die Eintaxierung von ESG eine komplexe Angelegenheit ist und von vielen Faktoren abhängt. Unternehmen, Investoren und andere Interessengruppen sollten die verschiedenen Ratingstandards sorgfältig prüfen und gegebenenfalls mehrere Quellen nutzen, um ein umfassendes Bild der ESG-Performance eines Unternehmens zu erhalten.

Ein ganzheitlicher Ansatz, der verschiedene ESG-Ratingquellen und -methoden berücksichtigt, kann dazu beitragen, eine fundierte und gut informierte Entscheidung zu treffen.

Es ist davon auszugehen, dass nach Erscheinen dieses Buches mehr Klarheit in den Regularien geschaffen wurde – insbesondere in den Bereichen Standardisierung und Berichtspflicht. Deswegen haben wir begleitend zum Buch diese Internetseite www.esg21.de geschaffen, um zukünftig zusätzliche und neue Informationen bereitzustellen.

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